Freitag, 5. März 2010

„Ich bin durch die Hölle gegangen.“ (Dieter Niemeyer) [Eine Lesung des Buches "Ich muss euch etwas sagen"]

Lesung Dieter Niemeyer am 28.02.2010 in Osterholz-Scharmbeck

Eine Rezension des Buches „Ich muss euch etwas sagen“ habe ich euch ja schon im Dezember letzten Jahres hier zu lesen gegeben. Nun fand die erste öffentliche Lesung des Autors statt und natürlich wollte ich mir die nicht entgehen lassen. Um 17:00 Uhr fanden sich auf Gut Sandbeck in Osterholz-Scharmbeck einige Interessierte ein. Unter ihnen auch die ehemalige Bürgermeisterin der Gemeinde und natürlich viele Biker aus dem Motorradforum.

Einleitend wurde eine Videoeinspielung über einen Beamer gezeigt. Zu sehen war ein Bericht über Dieter Niemeyer und seine Frau, der seinerzeit bei SAT. 1 ausgestrahlt wurde. Ohne große Vorreden beginnt der Autor aus seinem Buch vorzulesen, doch schon bei der zweiten ausgewählten Stelle kommt es zu einer Unterbrechung. Das Kapitel über den Tod seines Vaters hatte Dieter Niemeyer emotional so aufgewühlt, dass er sich eine kleine Pause erbat, die ihm natürlich gerne gewährt wurde.
Zunehmend wird die Stimmung in dem wunderschönen alten Saal bedrückter.
Ich muss lächeln, als Niemeyer eine Passage über die Freiheit beim Motorradfahren verliest. Diese hatte auch mich beim ersten Lesen des Werkes fasziniert und ich las sie auszugsweise in einem kleinen Lesezirkel an der Uni Bremen vor.
Doch auch dies kann das betroffene Schweigen, welches sich über das Publikum gelegt hat nicht durchbrechen. So ist es für einen Zuschauer nicht verwunderlich, dass es keine Resonanz gibt, auf die Aufforderung des Autors, ihm Fragen zu stellen. Wir brauchen einige Augenblicke, um das Gehörte zu verarbeiten. Nach und nach ergibt sich dann doch eine kleine Diskussion. Es geht um die Reaktionen im näheren Umfeld des Ehepaares, um die digitalen Gespräche im Motorradforum, die der Autor mit seinem „coming out“ hervorgerufen hatte und natürlich um die Frage, was aktuell gegen die Ausbreitung des HI Virus getan wird. Dieter Niemeyer macht deutlich, dass Aids nicht nur auf den 01.12. (den Welt-Aids-Tag) begrenzbar ist, sondern dauerhaft thematisiert werden sollte.
Schließlich hat Niemeyer zur Veranschaulichung noch einen Monatsvorrat der Tabletten mitgebracht, die er schlucken muss. Eine ganze Tüte voll mit Medikamenten, die helfen sollen, doch bei dieser Menge fragt man sich, ob die Nebenwirkungen nicht epische Ausmaße annehmen.

Natürlich habe ich mir noch mein Buch signieren lassen und ein Foto, dass ihr auch schon in meinem Blog findet (jedoch ohne Autogramm).

Zusammenfassend ist zu sagen, dass es ein schöner, aber auch emotional aufwühlender, Abend im kleinen Kreis war, was jedoch nicht zwingend negativ zu werten ist. Durch die Intimität dieser kleinen Runde, war es möglich sich auszutauschen und ohne Furcht Fragen zu stellen, wenn man den Klos im Hals erstmal hinunter gewürgt hatte.

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