Samstag, 19. Dezember 2009

Dieter Niemeyer - Ich muss euch etwas sagen

Ich traf Dieter Niemeyer das erste Mal während eines Treffens einer Motorrad-Community aus dem Netz. Er stellte sich mir mit den Worten vor: "Mein Name ist Dieter und ich habe Aids.". Wie ich reagiert habe? Ich kann mich kaum noch erinnern, habe nur noch diesen Satz im Kopf. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte mir, dass er ein Buch schreibt über sein Leben mit dem Virus. Als dieses Buch veröffentlicht wurde habe ich es mir sofort gekauft und sehr schnell durch gehabt. Jetzt möchte ich Euch auch eine Rezension des Werkes nicht vorenthalten.


HIV erlangt heutzutage große Aufmerksamkeit in den Medien. Es gibt den Welt Aids Tag, an dem viele wichtige und bekannte Menschen sich solidarisch mit den Erkrankten zeigen und weithin sichtbar die rote Schleife am Anzug tragen. Doch wissen die meisten nur sehr wenig von der Krankheit. So ist HIV beispielsweise nicht dasselbe wie Aids. Auch verschiedene Vorurteil halten sich hartnäckig. So ist man zum Beispiel nicht sicher vor dem Virus, nur weil man nicht Homosexuell und nicht drogensüchtig ist. Aids geht jeden von uns etwas an und deshalb entschloss Dieter Niemeyer sich dafür, mit seiner Krankheit an die Öffentlichkeit zu gehen.

Dieter Niemeyer lebt mit seiner Frau Almut in der Nähe von Bremen und gemeinsam hüllten sie sich 18 Jahre lang in ein eisernes Schweigen. 1990 infizierte sich Altmut Niemeyer während ihrer Arbeit als Dialyseschwester mit dem HI-Virus und steckte ihren Mann unwissentlich an. Zu dieser Zeit waren die Kinder der beiden noch sehr klein und die Paar entschloss sich dazu, ihre Infektion vor den Kindern und der Welt zu verheimlichen, denn HIV und Aids galten, anders als zum Beispiel Krebs, als schmutzige Krankheiten.
Das Paar sorgte sich um die Zukunft der beiden gesunden Kinder, doch auch das Jugendamt konnte oder wollte ihnen nicht helfen, denn es drängte darauf die Kinder sofort abzugeben.
Immer darauf bedacht, sich nicht zu schneiden meisterten Almut und Dieter Niemeyer den Alltag. Auch als Dieter an Krebs erkrankte gaben sie nicht auf. Ganz im Gegenteil beneidete Almut ihren Mann um seine zusätzliche Erkrankung, die es legitimierte, wenn es ihm an manchen Tagen sehr schlecht ging.
Als die Kinder volljährig wurden brachen die beiden schließlich ihr Schweigen und erfuhren, zu ihrer Überraschung, von vielen Seiten Verständnis.


Dieter Niemeyer verspürte das Bedürfnis seine Geschichte zu erzählen, auch wenn er kein professioneller Autor ist. Dementsprechend ist die Sprache einfach gehalten und der Stil schlicht. Dennoch berührt das Buch nicht nur durch seine, schon an sich, bewegende Thematik, sondern auch durch seine Offenheit und Ehrlichkeit. Es geht um Wut, Verzweiflung, Neid und Einsamkeit. Der Autor schreckt nicht davor zurück, diese Gefühle offen zulegen.
Etwas verwirrend sind die eingeschobenen Rückblenden, die anfangs sinnlos erscheinen, auf die jedoch später wieder Bezug genommen wird.

Der Leser folgt dem Lebensweg des Autors, der in ihm Emotionen wie Mitleid, aber auch Bewunderung für die Tapferkeit des Ehepaares, auslöst. Auf der anderen Seite entsteht Unverständnis für das Verhalten einiger Menschen im Umfeld des Paares, doch nach einer Weile beginnt man sich die Frage zu stellen, wie man selbst reagieren würde, in einer solchen Situation.
Und durch dieses Anregen zum Nachdenken erfüllt das Werk seinen Zweck.

Ich vergebe für "Ich muss euch etwas sagen" drei Eulen.

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